EinBLICK in die Pflege der Inneren Medizin

"Gerade im Bereich der Inneren Medizin trägt die Pflege einen großen Teil zum Heilungsprozess bei." 

DGKP Leo Andexer, stv. Stationsleitung A2

Interview mit Nicole Steinbacher und Leonhard Andexer

Nicole Steinbacher und Leo Andexer geben einen sehr persönlichen Einblick in ihren Arbeitsbereich auf der Station A2 (Innere Medizin) im Kardinal Schwarzenberg Klinikum.

Hallo Nicole und Leo, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und uns über eure Tätigkeit im Bereich der Inneren Medizin erzählt.

Seit wann seid ihr auf der Station tätig? Warum habt ihr euch entschieden in diesem Bereich zu arbeiten?

Nicole: Ich habe 2018 gleich nach der Ausbildung begonnen. Ich war bereits als Studentin auf der Station A2 tätig. Während des Praktikums hat mir dieser Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft auf der Station, dieses Teamgefüge so gut gefallen. Hier wird der Mensch ganzheitlich gesehen und ich kann ganz individuell betreuen und pflegen.

Leo: Ich habe 2008 in Schwarzach diplomiert und gleich auf der Abteilung für Innere Medizin begonnen. Ich habe von vorneherein gewusst, dass ein chirurgischer Bereich für mich nicht in Frage kommt und mich daher ganz bewusst hierfür entschieden. Als Praxisanleiter bin ich bereits seit 8 Jahren tätig und seit gut einem Jahr auch stellvertretender Stationsleiter.

Was macht die Pflege an der Abteilung Innere Medizin für euch aus?

Nicole: Wir haben hier eine wichtige Aufgabe, die sehr interessant und lehrreich ist. Es gibt zahlreiche Situationen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern, die eine individuelle Betreuung erfordern. Unsere Aufgabe besteht darin, die beste Pflege für genau diesen Patienten zu finden. Durch unser Mitwirken am Genesungsprozess unterstützen wir den Patienten bestmöglich.

Leo: Gerade im Bereich der Inneren Medizin trägt die Pflege einen großen Teil zum Heilungsprozess bei.  Der Ablauf ist im Vergleich zu funktionaleren Bereichen wie z.B. bei einer Knieoperation, wo die Pflege punktuell die Vor- und Nachsorge übernimmt und der Patient in der Regel rascher entlassen wird, auf der Inneren Medizin anders: manchmal werden die Patienten schon in einem sehr schlechten Zustand von zuhause gebracht. Hier ist es besonders wichtig, dass die Pflege den Patienten stabilisiert, die Versorgung unterstützt und auch den weiteren Prozess dh. die Betreuung nach dem Krankenhaus für den Patienten und sein Umfeld organisiert. Da fällt zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst hinein. Wir möchten den Patienten soweit stabilisieren, dass weitere Krankenhausaufenthalte weniger oder gar nicht mehr nötig sind.

Warum kommen Patienten oft in einem schlechten Zustand von zuhause?

Es gibt Betroffene, die so lange wie möglich ohne fremde Hilfe oder einen Krankenhausaufenthalt auskommen möchten. Sie merken aber nach einiger Zeit, dass es doch nicht möglich ist und kommen dann in einem schlechten Allgemeinzustand zu uns. Sowohl die Patienten selbst als auch die pflegenden Angehörigen stoßen an ihre Grenzen. Hier sehen wir uns schon gefordert, möchten helfen und beratend zur Seite stehen.

Die Arbeit an der Abteilung für Innere Medizin, welche die größte im KSK ist, gestaltet sich aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte wie z.B. Kardiologie, Onkologie oder Palliativ- und Supportive Care sehr vielschichtig. Bitte nennt einen Bereich, der für euch besonders interessant ist und beschreibt ihn kurz.

Leo: Auf der Inneren Medizin erleben wir viele Palliativ-Situationen, das ist ein großer, interdisziplinärer Bereich. Wir kennen die Leute schon gut, da diese ja bereits z.B. wegen eines Tumors bei uns auf der Station waren. Wir begleiten diese Menschen, wir kennen ihre „Geschichte“. Man muss sich mit dem Thema Sterben beschäftigen und kann das auch mit den Angehörigen und auch mit den Kollegen gemeinsam bereden. Das ist eine positive Herausforderung.

Nicole schließt an: die meisten Palliativpatienten wissen, was passieren wird. Für uns ist es positiv, weil wir schauen, dass wir die Lebensqualität so lange wie möglich erhalten, die Schmerzen verringern, ein Lächeln ins Gesicht zaubern, eine Hand halten und den Tagesablauf nach dem Patientenbefinden strukturieren z.B. die Körperpflege dann machen wann der Patient will. Der Patient soll im Mittelpunkt des Handels stehen.

Leo: Wir sind die Experten für diese Situationen und bieten den Angehörigen und Patienten unsere Kompetenz an. Zu uns kommen die Angehörigen mit vielen Unsicherheiten z.B. verstehen sie nicht, warum der Patient nichts mehr isst und trinkt. Wir können hier aufklären und beruhigen.

Die Behandlung und Pflege von chronisch kranken Patienten höheren Alters ist ein wesentlicher Teil eurer Arbeit. Welche Erfahrungen macht man dadurch? Was könnt ihr aus der Arbeit mit dem älteren Menschen ins eigene Leben mitnehmen?

Nicole: Ich kann da keine Pauschalantwort geben, da diese Erfahrungen so vielfältig und individuell wie die Patienten sind. Im Großen und Ganzen ist es aber die Dankbarkeit und die Stärke, wie die Patienten mit den Krankheiten umgehen. Man hört viele interessante Geschichten „von früher“ und man nimmt mit, dass man dankbar sein soll, weil die Lebenszeit so schnell vergeht und dass man auf die Gesundheit achten soll.

Leo: Bewundernswert ist der Umgang dieser Patienten mit chronischen Erkrankungen, trotz der Mühsal und der Schmerzen ist der Humor wichtig. Durch freundliche und fröhliche Kommunikation mit dem Patienten kann man viel erreichen. Die jungen Kollegen lernen hier Zuhören und den Respekt vor dem Alter. Die Patienten brauchen Zeit zum Erzählen ihrer Geschichte und man sollte sich diese auch nehmen, denn da nimmt man auch viel für sich selbst mit.

In der Palliativ-Versorgung begleitet ihr Menschen im letzten Lebensabschnitt. Was ist hier in der Pflege besonders zu berücksichtigen?

Leo: Wichtig ist die individuelle Anamnese und daraus abgeleitet die Maßnahmen an den Patienten anzupassen. Besonders hervorheben möchte ich, dass man sich als Pflegeperson zurücknehmen sollte und eine möglichst schonende Betreuung des Palliativpatienten durchführt. Es reicht oft nur ein Teil der Maßnahmen.

Nicole: Eigentlich ist unser Anspruch, die Ressourcen zu fördern, sodass die Patienten alles was geht selbst machen, aber in der palliativen Situation ist die Unterstützung durch die Pflegekraft entweder größer oder man lässt etwas auf Wunsch des Patienten einfach komplett weg.

Zudem werden auch Patienten versorgt, die einen Eingriff im Herzkatheterlabor benötigten. Was ist in diesem Aufgabengebiet spannend?

Nicole: Die Lebensqualität wird immens verbessert. Der Patient kommt mit thorakalen Schmerzen oder Leistungseinschränkungen zu uns. Wird ein Eingriff im Herzkatheterlabor vorgenommen, ist die Verweildauer im Krankenhaus eher kurz.  Dem Patienten geht es normalerweise gleich besser.  Wir kümmern uns um die Vor- und die Nachsorge des Patienten.

Leo: Die Entwicklung des Themas Herzinfarkt im Vergleich zu noch vor 15 Jahren ist faszinierend. Ein Herzkatheterpatient ist sehr schnell wieder fit und kommt gleich im Anschluss in die Reha. Die Prozesse sind schneller und routinierter geworden. Oft kann der Patient schon nach einem Tag wieder entlassen werden.

Die Abteilung für Innere Medizin hat auch viele Auszubildende aller Pflegeberufe. Leo, welche Erfahrungen machst du als Praxisanleiter?

Leo: so individuell wie die Patienten sind, so individuell sind auch die Schüler. Früher waren es hauptsächlich junge Leute zwischen 17 und 25 Jahren, durch die Umstellung zu verschiedenen Ausbildungszweigen werden die Schüler auch älter z.B. die Wiederein- oder Umsteiger. Man hat jetzt Leute in der Ausbildung, die schon gearbeitet haben. Grundsätzlich hat die ganze Station den Auftrag dem Schüler etwas beizubringen. Wir versuchen den Schülern zu vermitteln, dass sie selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten. Als Praxisanleiter muss ich es für den Schüler ermöglichen, die Arbeit richtig und selbstverantwortlich zu machen. Sicher, die Endverantwortung für den Auszubildenden liegt bei mir- das ist klar. Grundsätzlich bewährt sich das System der Praxisanleitung, welches ja schon viele Jahre im Einsatz ist, sehr.

Die Beratung von Patienten und Angehörigen spielt eine bedeutende Rolle in der internistischen Pflege. Warum ist das gerade in diesem Bereich so wichtig?

Nicole: Einerseits soll die Eigenständigkeit des Patienten gefördert werden und die Patienten und Angehörige Sicherheit für daheim bekommen. Durch viel Wissen und Schulung können die Krankenhaus-Aufenthalte verringert und autonomes Leben ermöglicht werden. Wir haben ein großes Spektrum an Beratungsmöglichkeiten z.B. Diabetesberatung und Ernährungsberatung - unsere Patienten sollen die Experten ihrer Krankheit werden.

Leo: Wichtig ist, dass die Patienten etwas in der Hand haben. Ein Folder bietet Sicherheit, denn gerade in der Situation im Krankenhaus bleibt oft aufgrund der Aufregung wenig hängen und deshalb bieten wir die Information auch schriftlich an.

Welche Tipps würdet ihr einem neuen Kollegen geben, der den ersten Tag auf der Station ist? Worauf sollte man am meisten achten?

Leo (mit einem verschmitzten Lächeln): Man sollte sein persönliches ICH nicht aufgeben und den Hausverstand nicht daheim lassen. Besonders in der Einlernphase soll man sich selbst Zeit geben zu lernen und zu verstehen…und auch bei den Kollegen nachzufragen.

Nicole: man braucht sich keine Sorgen machen, hier wird niemand im Stich gelassen. Eine gewisse Flexibilität ist notwendig, weil an der Abteilung oft unvorhergesehene Ereignisse vorkommen, die akut erledigt werden müssen. Oder auch die Flexibilität was die individuellen Wünsche des Patienten betrifft. Wenn ein Patient zum Beispiel lieber abends duscht als morgens, soll das ermöglicht werden.

Angenommen ihr solltet einem Interessenten Infos über eure Arbeit geben. Warum würdet ihr empfehlen, an genau dieser Abteilung zu arbeiten?

Nicole: Du hast hier viel Eigenständigkeit und Verantwortung, wir sind ein super Team und es herrscht ein guter Zusammenhalt auf der Station. Für Humor ist immer Platz, das tut der Psychohygiene gut. Ich persönlich finde die Dienstformen (Anmerkung: 12 Stunden Dienste) gut. Besonders hervorheben möchte ich die Berücksichtigung der individuellen Wünsche seitens der Stationsleitungen bei der Dienstplanerstellung.

Leo ergänzt: Auf der Station arbeiten viele Fachexperten für z.B. Diabetesberatung, Wundmanagement, Demenz und Delir oder Palliativpflege und man kann sich je nach Interesse weiterbilden und weiterentwickeln.

 

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